supra, 28. März 2006 um 11:12:31 MESZ Abt. bazille des Tages oder: über konzertante Toiletten Alois B. ist Autor. Und was für einer. Ab und zu schreibt er auch für die beste aller Basler Tageszeitungen. Und besonders in dieser Funktion, gibt er sich alle erdenkliche Mühe Autor zu sein und ja nicht mit einem Reporter verwechselt zu werden. Dieser Alois B. hat nun also einen Text über den Jazzclub "bird's eye" verfasst und dabei eine neue Stilrichtung kreiert, die man vielleicht mit "Umkehraussagen durch Verneinung und Unterdrückung von Verben" bezeichnen könnte. Ein blühender Stil. Oder besser: ein Strauss voller Stilblüten. "Doch, um mit Hugo zu beginnen – Jazzfreaks sind angenehme Zeitgenossen." Alois B. beginnt mit einem "Doch", das schon beinahe lyrische Qualität hat. Denn inhaltlich hat es keinen Sinn. Ist es eine Antwort auf eine Frage? Gestellt wird sie nicht. Und vorstellen kann ich mir die Frage auch nicht. Aber das liegt ja vielleicht an uns. Also weiter im Text: "Aber jetzt tupft sich der Pianist mit dem Handtuch den Schweiss von der Stirn, und sie tauchen auf, die ehemaligen Häftlinge des Lohnhofs, die in eben diesem Raum, der ehemaligen Gefängnisturnhalle, ihre schweisstreibenden Übungen machten." Wir staunen, dass Alois B. erkennt, dass es sich beim Publikum um ehemalige Insassen handelt; oder haben wir da schon wieder etwas nicht richtig verstanden? Junge Paare (er oder sie besucht vielleicht das Konservatorium), ehemalige Musiker und Musikerinnen, ein Tisch ist für eine Gesellschaft mit Daig-Namen reserviert, zwei junge Frauen besuchen den Vorkurs der Schule für Gestaltung, ein Intellektueller, ein Regierungsrat aus dem Baselland… und an der Kasse steht ein Student der Medizin und wünscht, dass der Journalist einen guten Artikel schreibe. Also doch keine ehemaligen Häftlinge. Aber Wünsche hat dieser "Student der Medizin". Denn Alois B. schreibt nicht über das, was ist, sondern vor allem über das, was eben nicht ist. Zum Beispiel: "Klar deklarieren: Ich bin kein Jazz-Spezialist." Aber: "Sicher ist, dass ich endlos Seiten darüber füllen könnte, was fette Klänge einer Posaune, der disharmonische Aufschrei eines Tenorsaxofons, das dumpfe Grollen eines Klaviers, die wild wechselnden Rhythmen eines Schlagzeuges, der wehmütige Hall einer Stimme … in mir auslösen." Er könnte, aber er tut es nicht. Ebenso wenig wie: Und bereits könnte ich - wie alle Jazzfreaks und Musiker - zum «Namedropper» werden. Alois B. könnte noch viel mehr, wenn er nur wollte: "Ich kann furchtbar vom alten «bird’s eye» schwärmen." Könnte er, tut es aber nicht. Ausser von den nicht so konzertanten Toiletten (die wir uns wiederum nicht so ganz vorstellen können). Alois B. muss ein leidender Mensch sein. Er könnte so Vieles, tut es aber nicht. Manchmal würde er auch gerne, aber kann irgendwie nicht. Keine Ahnung, warum nicht. Zum Beispiel: "Gerne hätte ich in diesen Text einen Workshop mit einer Schulklasse eingebaut." Gerne hätten wir erfahren, wie sich ein Workshop in einen Text einbauen lässt, aber Alois B. tut es eben nicht. Wie auch Folgendes nicht: Nein, in diesen Zeilen soll nicht vorkommen, wie viel Beatrice Oeri jährlich in den Club steckt, auch soll verschwiegen werden, was sie im Club alles macht, und auch ihre Kleider (dunkel) lasse ich beiseite. Welch ein Verschweigen. Aussageverweigerung pur! Und das auf zwei Zeitungsseiten. Wir staunen und geben uns geschlagen, dann wahrscheinlich liegt es doch an uns. Nur noch dies: "Was soll dieses Gejammer über die Provinz? Ein welthaltiger Ort." Welthaltig? Kommt uns irgendwie rottafelig vor. Read more infamous news! |
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