Abt. Rechts und Ordnung


Bild: politik-kommunikation.de

"Die Welt"-Chefredakteur Roger Köppel kommentiert die Ereignisse in Frankreich am 5. November unter dem Titel "Frankreichs Modell" so:

"Ganze französische Vorstädte versinken in Chaos und Pöbelherrschaft. Zu beobachten ist ein Ausbruch von Masseninstinkten, die sich an ihrer eigenen Zerstörungskraft ergötzen. Von seinen Ursachen hat sich der Vorgang längst gelöst. Die Gewalt genügt sich selbst, solange sie nicht mit Gegengewalt gestoppt wird.(...) Frankreichs Innenminister Sarkozy will den Horden mit einer Politik des Hochdruckreinigers zu Leibe rücken. Man mag seine Wortwahl gegen das "Gesindel" als Ausdruck einer von keinerlei politischer Korrektheit eingeschüchterten Stammtischehrlichkeit begrüßen."

Zwei Tage später steht ein weiterer Kommentar unseres Auswanderers unter dem Titel "Endstation Mainstream. Ein legendäres Dokumentarvideo zu den Zürcher Jugendunruhen von 1980 stilisierte diese Revolte":

(...) Die Selbststilisierung der "Bewegung", die in der Summe vor allem Steuergelder durch erhöhten Polizeieinsatz vernichtete und zahllose Geschäfte ausraubte, wird weder durch Humor noch Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Wollens angekränkelt. So fügt sich "Züri brännt" bruchlos in die Kulturgeschichte vulgärpolitischer Aufrüttelungs-Propaganda ein. (...) Erstaunlich war der Haß, der einer Stadtregierung entgegenschlug, die in anrührender Hilflosigkeit sich um Verständigung bemühte und durch ihre Schwäche nur zu weiteren Taten provozierte.(...) Umgekehrt offenbarte die "Bewegung" im Getümmel ihr Hauptmotiv: Es ging am Ende eben doch nur darum, sich auf Kosten des bürgerlichen Establishments aufzuplustern und die Urlust am Krawall auszuleben. Es mag am Anfang ernsthafte Anliegen gegeben haben. Spätestens nach dem vierten Demonstrationssamstag reisten Chaos-Touristen aus der ganzen Schweiz und dem süddeutschen Raum nach Zürich, um sich im Verbund mit johlenden Gleichgesinnten ein paar Plattenspieler und Gratisjeans zu klauen."

Ein Mann steht ein für "Rechtsordnung"...


Dem Manne ist

endgültig nicht mehr zu helfen. Da ist sein Text. Und der Abschnitt gefällt mir am besten:

Dennoch hat der heiße Sommer 1980 bleibende Spuren hinterlassen, vermutlich unfreiwillig. Viele Figuren aus dem Umfeld der Krawallfraktion wurden unternehmerisch tätig, gründeten Restaurants, Kulturzentren, Galerien, gingen in die Medien, als sich der Nebel verzogen hatte. Die Stadt ist dadurch eine andere geworden. Eine Ironie der Geschichte bleibt, daß die Slogans der linken "Bewegung" (Mehr Freiheit, weniger Staat/macht aus dem Staat Gurkensalat) heute sinngemäß vor allem von der rechtsbürgerlich-wirtschaftsliberalen Schweizerischen Volkspartei unter Christoph Blocher vertreten werden. Die Uranliegen der Revolte sind im bürgerlichen Mainstream angekommen. Das hätten sich die Autoren von "Züri brännt" niemals träumen lassen.

25 Jahre später Blocher via falsche Zitate ("mehr Freiheit, weniger Staat" war schon anno 80 ein Slogan der FDP!) und oberflächliche Ähnlichkeiten mit einem raschen Federstrich zum Erfüller der 80er umdeuten: Zwar absolut hirnverbrannt, aber ein Paradebeispiel von Dekontextualisierung und insofern extrem postmodern. Auch wenn er a) keinerlei Erkenntniswert besitzt und b) schlicht falsch ist, klingt der Satz ja sooo originell.
Köppel, man erinnert sich, Köppel hat einen weiten Weg hinter sich und seine Lektionen gelernt. Interessant allerdings ist der Mann nur noch als Fall. Kann unser Kameraakrobat dem Köppel seine Geburtstagstorte bei der sich ja demnächst in Berlin ganz konkret bietenden Gelegenheit einfach freundlich lächelnd ins Gesicht drücken, bitte? Dann erst wär das Uranliegen der Revolte im (Gesicht des) bürgerlichen Mainstream angekommen!

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sehr schön.

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danke für die blumen.

darfst mich dafür auch wieder mal anpissen. bildlich!

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you would like to have a golden shower?

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aber nur ...

... den mittelstrahl schlucken!

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Nachtrag:

Danke an patpatpat für die Fortsetzung. Diesen Teil des Köppel-Kommentars kannte ich nicht. Ich bedanke mich mit einem Zitat. Ein Bekannter von mir, der mit ihm studiert hat, erinnerte sich einmal so an R.K.: "Er war alles andere als ein begabter Student, sehr unauffällig, still in den Seminaren, hatte nicht viel zu sagen. Aufgefallen ist er nur, weil er ein Schleimer war, der allen Professoren hinten rein..."

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