Montag, 26. März 2012


Abt. Die Kriminalstatistik und ihre Verarbeitung


Nun ist sie da, die sehnsüchtig erwartete Kriminalstatistik des Kantons Basel-Stadt. Die wichtigsten Kennzahlen: Im Jahr 2011 wurden 22'048 Straftaten nach Strafgesetzbuch "polizeilich bekannt". Das sind 11% mehr als im Vorjahr. 34% von ihnen werden als aufgeklärt ausgewiesen. Mit 16'035 (+ 9%) – vor allem "Diebstahl ohne Fahrzeug" (8404 oder +24,8%) – liegen "Vermögensdelikte an der Spitze.

Straftaten "gegen Leib und Leben" nahmen mit 8% unterdurchschnittlich zu, wobei vor allem die Zunahme beim "Menschenhandel" um 200% auffällt. Bei einer Zunahme in absoluten Zahlen von 1 auf 3 allerdings sind Angaben in Prozenten doch recht irreführend. Ebenso bei den "Schweren Körperverletzungen", die von 7 auf 20 Fälle zunahmen (alle aufgeklärt), die horrende Zunahme um 186% ergibt. Auffällig auch die prozentuale Zunahme bei der Geldwäscherei: 173%, wobei hier die absoluten Zahlen (von 22 auf 60 Fälle) doch etwas höher liegen. Weit über dem Durchschnitt liegt auch die Zunahme beim "Exhibitionisums" (+ 64%) von 11 auf 18 Fälle.

Was macht nun die "Basler Zeitung" daraus, bzw, bazonline?

"Was die Basler Bevölkerung seit langem spürt, untermauert nun auch die Statistik: Die Zahl der Verbrechen ist im Stadtkanton in den letzten Jahren überdurchschnittlich gewachsen."
Und natürlich ist zu lesen (im Titel):
"Gewaltverbrechen in Basel nehmen stark zu"
Wir erinnern uns: um 8% bei einer Totalzunahme der Straftaten um 11%.

Was den gesamtschweizerischen Vergleich angeht, spielt für die "Basler Zeitung" die Häufigkeit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (siehe unten) eine weit kleinere Rolle als der Anstieg:

"Mit den heute publizierten Zahlen liegt der Kanton Basel-Stadt jedoch deutlich über dem nationalen Trend. Schweizweit stieg die Zahl der Straftaten «nur» um 6 Prozent."

Die "Tageswoche" berichtet von:

"Mehr Straftaten, weniger Jugendkriminalität"
Die Quintessenz dort kling ganz anders als in der "Basler Zeitung":
"2011 nahm die Zahl der Straftaten in Basel-Stadt um 11 Prozent zu. Vermögensdelikte machten den grössten Teil der Zunahmen aus. Im Städtevergleich mit anderen urbanen Zentren wie Lausanne, Genf oder Bern steht Basel-Stadt weiterhin am unteren Rand und weist diesselbe Zunahme wie Winterthur auf."

Im Gegensatz zur BaZ stellt die "Tageswoche" also nicht den Vergleich mit dem "nationalen Trend" (also u.a. mit Herisau, Unterkulm, Lupsigen, Zuoz und Schwaderloch) sondern den schlüssigeren Vergleich mit anderen Städten in den Vordergrund:

"Die Zunahme von 11 Prozent in Basel-Stadt ist aber im Städtevergleich als unterdurchschnittlich zu bewerten: Genf weist eine Zunahme von 22 Prozent aus, Lausanne gar 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr."
Wir von infamy fügen nun noch der Vollständigkeit halber die Zuwachszahlen von Bern (+16%) und Zürich (+1%) hinzu, wobei Zürich mit 138 Straftaten pro 1000 Einwohner noch immer deutlich vor Basel liegt (119,2/1000).

Onlinereports (leider unverlinkbar) legt den Fokus wenig überraschend auf einen anderen Schwerpunkt:

"Mehr Straftaten in Basel – Täter zu 61 Prozent Ausländer"
Ja diese Ausländer. Trotz Abschaffung des Nationalitätenkästchens sind sie straftätig geblieben:
"Auf die Frage von OnlineReports, ob es angesichts dieser Zahlen in Basel-Stadt mit einem Ausländeranteil von 32 Prozent an der Wohnbevölkerung kein Problem der Ausländerkriminalität gebe, mochten sich weder Polizei- noch Strafverfolgungsbehörden präzise äussern."
Was für eine Präzision der Onlinereporter da herauszulocken versuchte, wissen wir nicht. Etwas präzisieren können wir aber dennoch: Die Nationalität der am zweimeist straffällig in Erscheinung getretenen Ausländer ist: Deutschland (nach Türkei und vor Rumänien)!

Bleibt noch das Regionaljournal Basel von Radio DRS:

"Wie generell in der Schweiz stieg auch in Basel-Stadt 2011 die Kriminalität an. Vermögens- (+9%) und Gewaltdelikte (+8%) nahmen zu. In fast allen anderen Schweizer Städten nahm die Kriminalität aber stärker zu als in Basel.
Wer hat nun recht?

Nachtrag

In der gedruckten Ausgabe der "Basler Zeitung" kommt nun auch der Crime Mapper Mischa Hauswirth zu Wort, der genüsslich Mehrjahresvergleiche ausbreitet, um seine These der bösen Verbrecherstadt Basel zu bekräftigen. Aber auch einen wesentlichen Fehler. So behauptet er auf der Frontseite:

"Bei der Frage, wer denn die Straftaten begeht, zeigt sich ein klares Bild: 61 Prozent sind in der Schweiz lebende Ausländer, 39 Prozent sind Schweizer."
Das ist überhaupt nicht so klar! Denn wer die Kriminalstatistik richtig liest (und das ist eigentlich gar nicht so schwer), der nimmt zur Kenntnis, dass der Anteil der "in der Schweiz lebenden" Ausländer (genauer: "Ständige ausländische Wohnbevölkerung") unter den Deliquenten, die gegen das Strafgesetzbuch verstiessen, 29% beträgt und nicht 61%. 10% sind Asylbewerber und 22% "Übrige", also wohl zumeist "Kriminaltouristen". Die entsprechende Grafik aus der Kriminalstatistik ist im Kommentar zu finden.

Hauswirth hier nun Kalkül vorzuwerfen, soweit wollen wir nicht gehen. Wahrscheinlich hat er es einfach nicht richtig verstanden ...


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Abt. Kriminalien


Vor wenigen Minuten hat in Basel die Medienkonferenz zur baselstädtischen Kriminalstatistik begonnen – präsentiert von Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass und im Beiseein der oberen Staatsanwälte.

Bereits frisch veröffentlich ist die "Polizeiliche Kriminalstatistik" des Bundesamtes für Statistik. Sie vermeldet weniger Gewaltverbrechen dafür aber mehr "Verzeigungen wegen Diebstahl".

Interessan an der Bundesstatistik ist, dass sie einen geografischen Vergleich zulässt. Zum Beispiel die Städte mit über 100'000 Einwohnern. Und hier schliesst Basel ganz gut ab (gut heisst in diesem Fall: sicher). Hier der Vergleich in der Häufigkeit von Straftaten pro 1000 EinwohnerInnen:

Basel-Stadt: 119,2 (Fälle pro 1000 Einwohner) Bern: 172 Genf: 217 Lausanne: 189,5 Zürich: 138,9 Winterthur: 91,3

Also von den grösseren Schweizer Städten ist nur gerade Winterthur "sicherer" als Basel.

Und nun warten wir gespannt darauf, was die einschlägigen Medienvertreter fürs Grobe aus der Basler Kriminalstatistik machen werden.


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Abt. Mikropolitik- heute: CS Immomarktstudie


Immer wieder lesenswert: die Immobilienmarktanalyse der Credit Suisse! Vor wenigen Tagen erschien die Ausgabe 2012, basierend auf den Daten von 2011. In Sachen Bürofläche in Basel kommt sie auf Seite 37 zum Schluss:

Das Problem Basels liegt damit weniger in der Angebotsausweitung als in der insgesamt lahmenden Nachfrage.
Für die CS wächst die Bürofläche per se also nicht zu schnell, aber die doofen Firmen kommen nicht nach mit dem Wachsen und Leute anstellen, um die schönen neuen Büros zu füllen. Merkwürdige Argumentation. Ausführlicher:
Basel dürfte sowohl die aktuelle als auch die mittelfristige Büroflächenausweitung meistern, die sich im Rahmen der geplanten Projekte abzeichnet. Denn die Flächen, die momentan mehr oder weniger konkret geplant sind, summieren sich ohne den Roche Tower auf 50'000 bis 60'000 m2 über die kommenden fünf Jahre. Nimmt man zusätzlich an, dass in diesem Zeitraum 30'000 m2 durch die Standortkonzentration der Pharmaunternehmen freigesetzt werden, dürften mit dem heutigen Wissensstand bis 2017 rund 90'000 m2 auf den Markt gelangen. Das entspricht 4.2% des geschätzten Büroflächenbestandes der Wirtschaftsregion Basel-Stadt und als Jahreswachstumsrate exakt der jährlichen Bestandesausweitung der letzten drei Jahre. Somit kann angebotsseitig etwas Entwarnung gegeben werden, sofern sich die Planung weiterer Projekte in Grenzen hält und sich die Pharmaunternehmen weiterhin zum Standort Basel bekennen. Das Problem Basels liegt damit weniger in der Angebotsausweitung als in der insgesamt lahmenden Nachfrage.
Die "lahmende Nachfrage" führt ihrerseits zum seit Jahren rasant wachsenden Büroleerstand im Kanton, von dem wir's ja hier schon verschiedentlich, z.B. da, hatten.


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